Versorgungsanalyse als Grundlage zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung im Landkreis
Hausärzt*innen und Weiterbildungsassistenten*innen wurden durch eine Versorgungsanalyse zur hausärztlichen Versorgung im Landkreis befragt. Durch eine Förderung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) führte Lisa-Marie Barthel im letzten Jahr eine solche Analyse im Werra-Meißner-Kreis durch.
Die Themenbereiche Allgemeines zur Person und Praxis, Praxisnachfolge, Aus- und Weiterbildung in der Praxis sowie Zukunft der hausärztlichen Versorgung wurden hierbei erfragt. Zum Zeitpunkt der Befragung waren 63 Hausärzt*innen und 9 Ärzt*innen in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin im Werra-Meißner-Kreis tätig. 57 % der Hausärzt*innen und ein Drittel der Ärzt*innen in Weiterbildung haben an der Befragung teilgenommen. Das Durchschnittsalter der Hausärzt*innen im Kreis lag bei 53,6 Jahren und bei den Ärzt*innen in Weiterbildung bei 34,3 Jahren.
Die Möglichkeiten für junge Menschen hinsichtlich der ambulanten medizinischen Versorgung im Landkreis sind vielfältig. Eine Niederlassung auf dem Land, insbesondere im Werra-Meißner-Kreis, konnten sich zwei Drittel der damals tätigen Ärzt*innen in Weiterbildung vorstellen. Eine Tätigkeit in Gemeinschaftspraxen, Berufsausübungsgemeinschaften und medizinischen Versorgungszentren konnte sich dabei vorgestellt werden. Folgendes benannten die Befragten als hilfreich für eine Niederlassung auf dem Land: die Bereitstellung von Räumlichkeiten, Vernetzungsmöglichkeiten mit Kolleg*innen, Unterstützung durch Finanzierung sowie Unterstützung bei der Personalsuche.
Als vorteilhaft wurde auch wahrgenommen, dass in 81,8 % der teilnehmenden Praxen die Möglichkeit besteht, verschiedene Praktika im Rahmen eines Medizinstudiums zu absolvieren.
Weiterbildungsmöglichkeiten zum Facharzt für Allgemeinmedizin waren bei 54,5 % der Teilnehmenden möglich, 63,6 % planen, in den nächsten drei Jahren eine*n Weiterbildungsassistent*in zu beschäftigen. Die Ausbildung von Fachpersonal in den Praxisteams werden von fast drei Vierteln der Praxen ermöglicht. Dabei wird von allen die Ausbildung für den medizinischen Fachangestellten angeboten.
29 der 40 hausärztlichen Praxen im Landkreis sind Einzelpraxen. 41,7 % der Teilnehmenden waren länger als 20 Jahre vor Ort tätig, mehr als die Hälfte der Teilnehmenden ist für den Beruf in den Landkreis gezogen. Gründe für eine Niederlassung im Werra-Meißner-Kreis waren bei der Hälfte die regionale Verbundenheit und günstige Praxisübernahmebedingungen. Zusätzlich wurden auch die guten Arbeitsbedingungen, eine hohe Lebensqualität und das familienfreundliche Umfeld des Landkreises benannt.
Thematisch ist für die zukünftige hausärztliche Versorgung auch die Abgabe der Praxen der aktuell tätigen Hausärzt*innen wichtig. Über die Hälfte der Teilnehmenden schätzten ein, ihre Praxis erst in mehr als 10 Jahren abzugeben, 15,2 % wollen ihre Praxis in 1-3 Jahren abgeben. Der Übergang zur Nachfolge wird sich am häufigsten als „sanfter“ Übergang vorgestellt, wobei die Möglichkeit bestehen soll, als Juniorpartner*in in die Praxis mit einzusteigen.
Aktuell sind rund ein Viertel der teilnehmenden Hausärzt*innen auf der Suche nach Nachfolger*innen für ihre Praxis. Als kritisch für die Nachfolgersuche wird die Attraktivität des Landkreises eingeschätzt sowie die Tatsache, dass es keine Interessent*innen für die Praxis gibt.
88,9 % der Hausärzt*innen suchen über persönliche Kontakte nach einem*r Nachfolger*in, mehr als die Hälfte und 44,4 % über die Praxisbörse der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH).
Weitere Ergebnisse der Versorgungsanalyse sollen zukünftig auf der Internetseite des Gesundheitsnetzes veröffentlicht werden. Die gewonnenen Daten dienen als Grundlage, um Projekte und Initiativen konkreter auf den Landkreis anzupassen und auch weiterhin die gesundheitliche Versorgung im Werra-Meißner-Kreis zu verbessern.
Für weitere Informationen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an Frau Barthel (Tel.: 05651/30225315).
Dr. Annett Förste (Fachbereichsleitung Gesundheit, Verbraucherschutz und Veterinärwesen), Anja Fett, Lisa-Marie Barthel, Landrätin Nicole Rathgeber, Marvin-Curtis Große (Projektmanager werra-meissner.DIGITAL) (v.l.n.r.)