Zwischen Werratal und Kaufunger Wald ist Frau Holle zuhause



Unser 1962 als Naturpark Meißner-Kaufunger Wald gegründeter Naturpark war über mehrere Erweiterungen seinem ursprünglichen Namen längst entwachsen. Da sich aufgrund der abwechslungsreichen Geologie kein verbindender Landschaftsbegriff finden lässt, ist 2017 bei der Umbenennung die Entscheidung zugunsten des kulturellen Themas gefallen, das vom Hohen Meißner aus in die Region strahlt und sich gut unter dem touristischen Dach der GrimmHeimat NordHessen wiederfindet. Auch für die Reisen der Brüder Grimm in die Region bis nach Nentershausen und Witzenhausen gibt es zahlreiche Belege. In der Geschäftsstelle und der Werkstatt arbeitet das Team des Geo-Naturparks daran, die Natur für Menschen, Tiere und Pflanzen artenreich zu bewahren, für die Belange der Natur zu sensibilisieren und über geeignete touristische Wegeinfrastruktur Naturerleben zu ermöglichen.

Dank der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ist Frau Holle weltbekannt. Obwohl Märchen anders als Sagen keinen geografischen Bezug haben, ist Frau Holle in unserer Region fest verankert. Weitgehend unbekannt ist, dass Frau Holle viel mehr ist als die im Winter Schnee aus Kissen schüttelnde Märchenfigur:

Mit der Sesshaftwerdung der Menschen und dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit begann auch die Verehrung einer weiblichen Gottheit. Als Große Göttin, Mutter Erde, war sie für Wachsen und Gedeihen, für den Kreislauf des Lebens und des Jahreslaufs zuständig. Ab etwa 600 n. Chr. fand die Christianisierung in Europa statt, die auch zur Reformation vor über 500 Jahren noch nicht abgeschlossen war. Die heidnischen Religionen wurden zwar verdrängt, hielten sich aber hartnäckig. Möglicherweise ist auch die Umwidmung des Klosters Germerode, das nun nach St. Maria und Walpurga benannt ist, ein Versuch gewesen, den Menschen vor Ort eine andere weibliche Bezugsperson zu vermitteln. Der Volksglaube rückte zunehmend ins Reich der Mythen und Riten und zog in die regionale Sagenwelt ein. Im Hochmittelalter, ca. 1000. n. Chr., wird erstmals „Holda“ beschrieben. Die erste schriftliche Erwähnung der Frau Holle am Meißner ist für 1641 nachweisbar. Etwa 15 Stellen auf und um den Hohen Meißner sind als Sagenorte der Frau Holle bekannt. Der berühmteste ist der Frau-Holle-Teich, von dem in einer der vier Frau Holle gewidmeten „Deutschen Sagen“ der Brüder Grimm erzählt wird.

Die ehemals große Göttin hat auch in anderen Regionen im Laufe der Zeit Namen erhalten. Neben Frau Holle existieren in Deutschland beispielsweise Holla, Hulla, Ver Helle, Frau Haule, Frau Holt, Frau Harke, Perchta und Frau Schunkel. Wesensgleichheiten gibt es zu Göttinnen in anderen europäischen Landstrichen: Frigga oder Freya, Artemis und Diana oder die im slawischen Sprachraum bekannte Baba Jaga.

Gleichwohl sind auch im Märchen Wesenszüge der vorchristlichen Frau Holle vorhanden: Lob und Bestrafung, die Beherrschung des Jahreskreises (Blumen, Backofen, Äpfel, Schnee), das Übertragen von Kulturtechniken (Spindel) und dass der Weg zu Frau Holle über das Wasser führt (Brunnen).

Der Geo-Naturpark ist damit dem ursprünglichen Wesen der Frau Holle ein wenig verbunden. Umfassende Informationen, Aktivitäten und Angebote zum Geo-Naturpark Frau-Holle-Land finden Sie unter folgendem Link: https://www.naturparkfrauholle.land/

 

 

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