Praxisübernahme Dr. Winter (ehem. Praxis Heilscher)

Die besondere Anziehungskraft unseres Landkreises, die Beziehung zum ehemaligen Lehrarzt mit seinem Praxisteam, die Nähe zu den Menschen und das umfassende Themenfeld der Allgemeinmedizin brachten Herrn Dr. Winter zur Landarzttätigkeit.


 

Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Ich heiße Stefan Winter, bin 41 Jahre alt, gebürtig aus Göttingen, aber in Frankfurt am Main aufgewachsen. Meine liebe Großmutter lebte bis 1991 in Witzenhausen, so kannte ich die Stadt und Umgebung seit der Kindheit und schloss sie genauso ins Herz. Aus diesem Grund zog ich auch einen Tag nach der Abiturfeier von Frankfurt nach Witzenhausen. Nach dem Zivildienst in der hiesigen Diakonie-Station begann ich eine Krankenpflegeausbildung im Kreis- und Stadtkrankenhaus. Da für mich zu viele Fragen offen geblieben sind, entschloss ich mich dann doch dazu, Medizin zu studieren. Im Uni-Alltag fehlte mir oft das Persönliche im Umgang mit den Patient*innen, so dass ich mich über meine Doktorarbeit bald in die vorklinische Forschung versenkte. Erst die Famulaturen in der Praxis von Herrn Heilscher und der Allgemeinchirurgie in Eschwege zeigten mir wieder, wie erfüllend es sein kann, neben den Diagnosen, vor allem den Menschen zu sehen. So entstand vor 15 Jahren der Traum, Allgemeinmediziner zu werden. 2014 konnte ich die entsprechende Facharztprüfung ablegen. U.a. ein zu großer Respekt vor der Selbstständigkeit führten mich zurück ins Krankenhaus, wo ich letztlich als Oberarzt für die internistische Notaufnahme zuständig war.

 

Von der Notaufnahme im Eschweger Krankenhaus in die eigene Landarztpraxis in Witzenhausen – Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag mit dem Wechsel verändert?

Der Übergang war eher fließend… Nach dem plötzlichen Tod des Kollegen wollte ich nach Kräften helfen, dass die Praxis überbrückend weiter geöffnet werden konnte. Als Notbeauftragter konnte ich zusammen mit Frau Dr. Saskia Schweer ab Dezember 2020 Sprechstunden anbieten und somit den Praxisalltag und die Patient*innen bereits kennenlernen. In den nächsten Monaten arbeitete ich abwechselnd in der Notaufnahme und in der Praxis. Trotz fester Sprechzeiten ist der Arbeitsalltag meist nicht fest planbar, da Haus- und Heimbesuche, sowie die Sprechstunden unterschiedlich belegt sind, wobei ich Spontanität bereits aus der Notaufnahme kenne. Bürokratische Aufgaben, wie Abrechnung, Personalplanung – Chef zu sein – ist eine neue Aufgabe, die ich aus der Notaufnahme so nicht kannte.

 

Was waren Ihre ausschlaggebenden Beweggründe für die Praxisübernahme? Haben Sie bei Ihrem Schritt in die Selbständigkeit Unterstützung erhalten?

Die erfüllenden Patientenkontakte und der lange gehegte Traum einer eigenen Praxis waren sicherlich ausschlaggebend für meine Entscheidung, die Praxis von Herrn Heilscher zu übernehmen. In den finanziellen Angelegenheiten erhielt ich Unterstützung von den regionalen KV-Beratern, dem Steuerberater und der Heilberufsabteilung der Sparkasse Göttingen. Bei den praxisinternen Angelegenheiten unterstützte mich vor allem das Praxisteam sehr.

 

Welche Vorteile (ggf. auch Nachteile) sehen Sie darin, eine Praxis zu übernehmen (vs. Praxisneugründung)?

Das kann ich nicht abschließend beurteilen. Aber dass sich das Praxisteam und die Patient*innen teilweise seit Jahrzehnten kennen, ist meines Erachtens sehr von Vorteil. Im Gegensatz zur Praxisneugründung hat man einen festen Patientenstamm, eine ausgestattete Praxis und die Umsätze sind kalkulierbarer.

 

Welche Tipps würden Sie Ärzt*innen auf den Weg geben, die mit dem Gedanken spielen sich mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen?

Hospitieren, Erfahrungen sammeln und immer wieder Fragen stellen. Wenn aus dem Gedanken ein wirklicher Wunsch werden sollte, bieten KV, Steuerberater und Banken auch Beratungsgespräche an.

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