Kurzporträt Frau Dr. med. Rühling-Ngassa, Kommissarische Leiterin der Abteilung Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie (ZPP)

„Es gefällt mir, dass man in der Psychiatrie die Möglichkeit hat, einen Menschen als Ganzes zu sehen.“ – Susanne Rühling-Ngassa stellt sich als kommissarische Leiterin der Abteilung Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie vor.


 

Kurzporträt Frau Dr. med. Rühling-Ngassa, Kommissarische Leiterin der Abteilung Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie (ZPP)

(Themenpatin Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie)

Seit dem 01. November obliegt die kommissarische Leitung der Abteilung Zentrum für Psychiatrie und Psychotherapie (ZPP) Susanne Rühling-Ngassa, die bisher als Leitende Oberärztin und stellvertretende Chefärztin schon häufiger im Krankheits- und Urlaubsfall der bisherigen Chefärztin die Abteilung geführt hat. Mit dem Haus und der Region ist die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie selbst schon lange verbunden. Ihre Facharzt-Ausbildung begann sie damals noch in der Psychiatrie auf dem Hohen Meißner. Nach ein paar Jahren in der Abteilung Neurologie eines Kasseler Krankenhauses kam sie vor etwas über einem Jahrzehnt „zurück in die Heimat.“ Denn die 56-Jährige stammt aus der Nähe von Witzenhausen und lebt dort heute noch.

 

Welche Aufgaben haben Sie in der Funktion als kommissarische Leiterin des ZPP?

Letztendlich trage ich die Verantwortung für die medizinische Behandlung und habe Organisations- und Personalverantwortung. Im Moment heißt das z.B. Fallbesprechungen und Visiten auf den Stationen und in den Ambulanzen, Unterstützung bei der Weiterentwicklung der einzelnen Teams, Entscheidung über die Besetzung offener Stellen, Förderung der Weiterbildung der Assistenzärzt*innen und Psycholog*innen. Ich habe auch viele Termine außerhalb der Klinik, wie Absprachen und Teilnahme an Gremien, z.B. mit Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten oder die unsere Patient*innen weiterbetreuen, wie ambulante Pflegeeinrichtungen, Wohneinrichtungen, Betreuer*innen, der sozialpsychiatrische Dienst, aber auch Gerichte und Polizei. Ich kann mit beeinflussen, wohin sich die Klinik entwickelt, was ihre Schwerpunkte und Prioritäten sind.

Ich sehe meine Aufgabe darin, Bedingungen zu schaffen, unter denen die vielen erfahrenen, hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiter*innen, die wir haben, ihre Arbeit möglichst gut machen können.

 

Was empfinden Sie an ihrem Berufsfeld als besonders spannend?

Ich interessiere mich für Menschen und ihre Lebensgeschichten und ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Menschen aus traurigen, schwierigen Situationen, in denen vieles kaputt zu sein scheint, doch wieder Hoffnung gewinnen und Mut finden können. Manchmal können wir einen Weg aufzeigen oder einfach nur Halt geben. Ich finde es auch spannend im Team zu arbeiten und z.B. eine Problematik gemeinsam zu betrachten – aus verschiedenen Sichtweisen ein Bild zusammenzusetzen. Es gefällt mir, dass man in der Psychiatrie die Möglichkeit hat, einen Menschen als Ganzes zu sehen.

 

Nehmen Sie Veränderungen in der Arbeit von Psycholog*innen, Psychiater*innen oder Psychotherapeut*innen im Zuge der Corona-Pandemie wahr? (z.B. bei Kindern und Jugendlichen, bei älteren Personen etc.)

Ja, ich habe den Eindruck, dass es mehr schwer betroffene Patient*innen gibt, mehr Gewalt, aber auch mehr Depressivität, Frust und Rückzug. Für die Jugendlichen gab es viel weniger Möglichkeiten sich auszuprobieren, Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen und unbeschwert zu sein. Das hat vielen nicht gutgetan und ich glaube, viele merken jetzt erst, dass sie Hilfe brauchen. Menschen sind soziale Wesen und es tut ihnen einfach nicht gut, sich für einen längeren Zeitraum zu isolieren.

Für uns als Ärzt*innen und Therapeut*innen waren auch neue Behandlungsformate per Telefon, online oder die Gesprächsführung mit Maske oder hinter Plexiglaswänden sehr gewöhnungsbedürftig. Für ältere Menschen war es auch schwer isoliert zu sein - noch weniger Kontakte zu haben oder in der Wohneinrichtung/im Krankenhaus, trotz schwerer Krankheit, kaum besucht werden zu können.  

 

Was waren die Beweggründe, weshalb Sie in den Werra-Meißner-Kreis zurückgekehrt sind?

Hauptsächlich private Gründe. Ich fand es damals einen guten Ort, um als Familie mit kleinen Kindern hier zu leben.

 

Würden Sie jungen Psycholog*innen, Psychiater*innen oder Psychotherapeut*innen empfehlen, im Werra-Meißner-Kreis zu arbeiten? Falls ja, aus welchen Gründen?

Auf jeden Fall! Für den Werra-Meißner-Kreis spricht nicht nur, dass er mitten in Deutschland liegt und Städte wie Kassel und Göttingen gut zu erreichen sind, es landschaftlich schön ist und es ein gutes Freizeitangebot gibt, mit vielen Möglichkeiten zum Wandern, Sport zu machen etc.

Man wird als Therapeut*in hier in jedem Fall gebraucht. Die Patient*innen sind froh, vor Ort einen kompetenten Ansprechpartner zu haben, die Kolleg*innen sind recht gut vernetzt, z.B. im Qualitätszirkel, und kennen sich untereinander. Auch hier in der Klinik gibt es attraktive Arbeitsplätze mit der Möglichkeit, die Facharzt- und/oder Psychotherapieausbildung zu absolvieren und viel Praxiserfahrung zu erwerben.

 

Gibt es in Ihrer Abteilung gerade eine interessante Stelle für interessierte Bewerber*innen?

Es gibt im Moment eine Stelle für eine*n Assistenzärztin/einen Assistenzarzt – möglichst jemand, der sich für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie interessiert. Außerdem suchen wir eine*n Physiotherapeut*in/Bewegungstherapeut*in in Teilzeit. Gerne mit Kenntnissen in Entspannungsverfahren und/oder Körperwahrnehmung.

 

Was hat Sie dazu bewegt, sich als Themenpatin für Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie zur Verfügung zu stellen?

Ich mag meinen Beruf und halte es für ein interessantes Fachgebiet. Ich würde mich freuen, junge Menschen dafür interessieren zu können.

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