Eine Landarztpraxis für Neu-Eichenberg: Gründen im Werra-Meißner-Kreis

Interview mit Herrn Rainer Vogel (Facharzt für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin).

Seit 1. April 2021 gibt es in Neu-Eichenberg eine neue Landarztpraxis.


 

 

Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Mein Name ist Rainer Vogel und ich lebe seit rund 20 Jahren im Eichsfeld, nur circa 5 km Luftlinie von Eichenberg Dorf entfernt. Dort habe ich zum 1. April 2021 meine eigene Landarztpraxis eröffnet. Meine Frau, die gelernte Krankenschwester ist, unterstützt mich dabei als Praxismanagerin.

In welchen medizinischen Bereichen sind Sie bisher tätig gewesen?
Nach meiner Ausbildung zum Krankenpfleger habe ich mein Medizinstudium an der Georg-August-Universität in Göttingen absolviert. Praktische Erfahrungen konnte ich anschließend in diversen Disziplinen sammeln, darunter in der Chirurgie, Inneren Medizin, Anästhesie, Onkologie, Urologie, Neonatologie, der Palliativ- und der Kinder- und Jugendmedizin. Zuletzt habe ich als Stationsarzt auf der Palliativstation im Uniklinikum Göttingen gearbeitet. Als Hausarzt bin ich also breit aufgestellt und kann so meine Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln und betreuen.

Was hat Sie dazu bewegt eine Landarztpraxis in Neu-Eichenberg zu gründen?
Es war schon immer mein Traum, als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten. Der Schritt, eine eigene Praxis zu gründen, ist aber recht spontan entstanden. Ursprünglich wollte ich lediglich eine krankheitsbedingte Vertretung für einen Kollegen in Bad Sooden-Allendorf übernehmen. Das kam am Ende nicht zustande. Dafür hat mich die Kassenärztliche Vereinigung auf die Vakanz im Bereich der hausärztlichen Versorgung in Neu-Eichenberg aufmerksam gemacht. Da ich in der Nähe wohne, bot sich die Gelegenheit für mich an.

Sich in der eigenen Arztpraxis niederlassen: Das klingt für viele junge Ärztinnen und Ärzte nach einem „Albtraum“ (Bürokratie, Abrechnungswahnsinn, Regressforderungen, etc.). Wie haben Sie den Prozess bisher wahrgenommen?
Natürlich ist eine Gründung immer mit Herausforderungen verbunden. Ich finde den Prozess aber wirklich sehr spannend und habe riesige Lust auf meine eigene Praxis. Oft wächst man ja über sich hinaus und stellt sich den Herausforderungen. Außerdem habe ich über die Kassenärztliche Vereinigung Kassel von Frau Probst eine unheimliche Unterstützung erhalten. Viele Bürokratie- und Abrechnungsmodalitäten konnten so schon im Vorfeld besprochen werden. Da wir gerade erst eröffnet haben, werden sich aber sicher einige – unvorhersehbare – Herausforderungen auch erst in den nächsten Monaten zeigen. Davor habe ich aber keine Angst. Ich betrachte den Prozess vor allem aus meiner ärztlichen Perspektive. Meine Devise: Die Bürokratie sollte mir und den Patientinnen helfen zurecht zu kommen und nicht umgekehrt …

Würden Sie den Schritt der eigenen Praxisgründung (auch jüngeren Ärztinnen und Ärzten) weiterempfehlen?
Ich persönlich bereue den Schritt bisher keineswegs. Allerdings würde ich jungen Kolleginnen und Kollegen empfehlen, nach der Ausbildung in der Uni zunächst etwas Erfahrung in verschiedenen Institutionen zu sammeln. Das kann dabei helfen, in herausfordernden Situationen etwas entspannter zu bleiben. Mir wäre das vor 20 Jahren vermutlich schwerer gefallen.

Auf welche regionalen Netzwerke konnten Sie in Ihrem Gründungsprozess zurückgreifen?
Eine wichtige Rolle hat auch die Kreisverwaltung (Gesundheitsamt) gespielt. Außerdem haben wir uns mit vielen Haus- und Fachärztinnen und -ärzten in der Region Werra-Meißner vernetzt und ausgetauscht. Es handelt sich bei der Gründung meiner Praxis also auf jeden Fall um ein mit verschiedenen Akteuren aus der Region abgestimmtes Unterfangen.

Inwiefern haben Sie die aktuelle Situation der Corona-Pandemie in der Planung Ihrer Praxis berücksichtigt?
Als wir mit den Planungen der Praxis im Juni 2020 begonnen haben, ahnten wir schon, dass uns die Pandemie auch im Laufe der nächsten Jahre noch beschäftigen wird. Wir hatten also den Vorteil, die hygienischen Voraussetzungen und notwendigen Strukturen direkt in die Praxisplanung, insbesondere in Bezug auf die Räumlichkeiten, einbeziehen zu können. Wir verfügen über einen Isolationsraum, also einen separaten Vorbereich, in dem wir die Patientinnen und Patienten gesondert untersuchen können, bevor sie den Anmelde- und Wartebereich betreten. Das ist aktuell natürlich sehr hilfreich für die Corona-Screenings (z. B. poC- und PCR-Tests), kann aber langfristig auch in anderen Fällen hilfreich sein, um besonders sorgfältig Hygiene walten zu lassen. Seit dem 7. April führen wir in unserer Praxis – wie viele andere Hausärzte auch - Corona-Impfungen durch. Informationen dazu können auf unser Internetseite abgerufen werden. Bisher habe ich mich auch schon im Impfzentrum in Eschwege engagiert. Ich freue mich aber ganz besonders darauf in meiner Landarztpraxis sehr bedarfsorientiert und auf einer eher persönlicheren Ebene arbeiten zu können.

 

Weitere Informationen zu den Sprechstundenzeiten, dem Behandlungsangebot sowie Kontaktmöglichkeiten zur Terminvergabe finden Sie auf der Webseite der Landarztpraxis Vogel: https://www.landarztpraxis-vogel.de/

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