Ein Blockpraktikum in der Landarztpraxis Pippart&Eickhoff – Paulina Brandes

Bitte stellen Sie sich kurz vor. 

Mein Name ist Paulina Brandes, ich bin 24 Jahre alt und studiere seit Herbst 2017 in Göttingen Humanmedizin. Vor dem Studium habe ich einen Bundesfreiwilligendienst in einem Krankenhaus gemacht, was eine wirklich wertvolle Erfahrung war. Nach meinem Physikum habe ich mich sehr auf den klinischen Studienabschnitt inklusive der praktischen Erfahrungen gefreut, die ich jedoch durch die Coronapandemie nur sehr eingeschränkt machen konnte.

 

Wie sind Sie auf das Projekt „Landpartie“ aufmerksam geworden? Wie sind Sie an den Praktikumsplatz in der Praxis Pippart&Eickhoff gekommen?

Im Grunde habe ich keinen besonderen Bezug zum Werra-Meißner-Kreis. Bei der Anmeldung für unsere Blockpraktika wurde uns unter anderem ein Flyer für die „Landpartie“ des WMK mitgeschickt. Ich fand das Konzept interessant und dachte mir, dass das eine sehr schöne Möglichkeit ist, mir mal die Arbeit eines Landarztes anzuschauen. Ohne das Programm hätte ich das sehr wahrscheinlich nicht aus Eigeninitiative gemacht.

 

Wie hat sich Ihr Alltag während des zweiwöchigen Praktikums in der Praxis Pippart&Eickhoff gestaltet? 

Schon vom ersten Tag an hat sich der Alltag durch die sehr persönliche Art des Teams ausgezeichnet. Ich bin mit der Bahn und dem Fahrrad angereist (eine sehr schöne Anreise, wenn man den Radweg entlang der Werra nimmt!) und wurde herzlich empfangen. In der Praxis habe ich die Sprechstunde jeden Tag mitgemacht und dabei auch oft die Möglichkeit gehabt, Patient*innen selbst zu untersuchen und eine Voranamnese zu machen. Nach der Sprechstunde haben wir immer noch Krankheitsbilder und Leitsymptome durchgesprochen, was eine super Ergänzung war. Nachmittags bzw. abends habe ich dann zu Fuß oder mit dem Rad ein wenig die Gegend erkundet, die wirklich schön ist. Man kann super wandern gehen oder mit dem Fahrrad etwas weitere Touren unternehmen.

 

Was haben Sie in Ihrem Praktikum gelernt? 

Ich habe aus dem Praktikum sowohl sehr viele fachliche Dinge als auch zwischenmenschliche Erfahrungen mitgenommen. Insbesondere fand ich es mal wieder faszinierend, dass man als Hausarzt bzw. -ärztin alles ein bisschen können muss, weil die Patient*innen mit den interessantesten Beschwerden kommen. 

 

Was macht für Sie der Landarztberuf aus? Könnten Sie sich vorstellen später auch in diesem Beruf tätig zu werden?

Für mich zeichnet sich der Landarztberuf definitiv durch die sehr persönliche Ebene mit den Patient*innen aus. Von den meisten Patient*innen sind die Familien schon seit Jahren bekannt und als Hausarzt bzw. -ärztin man kann sehr viele Dinge in einen viel vollständigeren Kontext setzen. Dann geht es bei der Anamnese auch nicht unbedingt immer nur um Beschwerden, sondern eben auch mal um schöne Neuigkeiten. Außerdem ist man als Arzt in der Praxis sehr auf eine gute Organisation angewiesen, kann aber auch sehr viel an Diagnostik selbst machen. Obwohl ich das Gesamtpaket sehr ansprechend finde, glaube ich, dass das Leben auf dem Land in nächster Zeit nichts für mich sein wird. Ich selbst komme aus einer Großstadt und möchte fürs Erste auch eher städtisch wohnen. Auf lange Sicht könnte ich mir die Arbeit in der Allgemeinmedizin allerdings doch gut vorstellen.

 

Können Sie sich bei einem Landarztberuf eine gute „Work-Life-Balance“ vorstellen?

Ja und Nein. Grundsätzlich bietet die Arbeit in einer allgemeinmedizinischen Praxis auf jeden Fall die Möglichkeit, eine gute Work-Life-Balance zu haben. Da ist es möglich nur in Halbzeit zu arbeiten, auf Hausbesuche zu fahren und eben auch die Nachmittage oder Wochenenden frei zu haben. Wenn die Versorgungslage in dem Gebiet, in dem man arbeitet, jedoch leider so dünn ist, dass man die Patientenlast kaum stemmen kann, sieht man sich womöglich schnell in der Lage, deutlich mehr arbeiten zu müssen. Wenn morgens die Schlange an Patient*innen vor der Praxis steht, will man diese schließlich nicht nach Hause schicken.

 

Würden Sie anderen Studierenden ein Praktikum im ländlichen Raum / im WMK weiterempfehlen?

Ich würde diese Erfahrung jedem wärmstens empfehlen. Man sieht eine große Bandbreite an Erkrankungen und hat ein nettes und persönliches Umfeld, das man in Ballungszentren nicht so oft vorfindet. Es ist zwar nicht das Hauptargument, aber die Tatsache, dass man sich durch das Projekt „Landpartie“ keine Sorgen um die Finanzierung der Unterkunft und Anfahrt machen muss, ist ein großer Vorteil. Der Werra-Meißner-Kreis ist dazu vor allem auch einfach ein schöner Ort. Wenn das Wetter noch mitspielt, kann man seine Freizeit dann sehr schön mit Ausflügen füllen.

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